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Informationen zum Klumpfuss

Was ist  ein Klumpfuss?

Der Klumpfuss ist eine angeborene Fehlstellung des Fusses. „Angeboren“ bedeutet, dass der Zustand bereits bei der Geburt vorhanden ist. Die komplexe Fehlstellung mit nach innen gedrehten Füssen beinhaltet verschiedene Einzelkomponenten, deren Kenntnis für die Therapie relevant ist.

 

Die meisten Kinder, die mit Klumpfüssen geboren werden haben keine anderen angeborenen Probleme. Dennoch können Klumpfüsse mit anderen Auffälligkeiten in Verbindungen stehen, die kinderorthopädisch abgeklärt werden müssen.

 

Ohne eine medizinische Behandlung ist bei einem Klumpfuss keine spontane Verbesserung zu erwarten, weswegen die kinderorthopädische Vorstellung empfohlen wird.

 

Was sind mögliche Ursachen von Klumpfüssen?

Es gibt verschiedene Faktoren (Lage im Mutterleib, Fruchtwassermenge, neurologische Ursachen, genetische Ursachen), die die Entstehung von Klumpfüssen begünstigen können. Der eigentliche Entstehungsmechanismus ist aber noch unbekannt. Es gibt auch Familien, in denen Klumpfüsse gehäuft vorkommen. In diesen Fällen ist von einer genetischen Ursache auszugehen.

 

An einem bestimmten Punkt vor der Geburt hören Anteile der Fussknochen und der Muskulatur auf zu wachsen, sodass sich die Form des Fusses hin zum Klumpfuss verändert. Diese Form wird wohl auch durch die Lage des Babys im Bauch der Mutter begünstigt. Der Grossteil der Kinder die mit Klumpfüssen geboren werden zeigen sonst keine weiteren Auffälligkeiten. Dennoch ist es wichtig, nach der Geburt etwaige zusätzliche Auffälligkeiten früh zu erkennen bzw. auszuschliessen.

 

Sollte bei Ihrem Kind während der Schwangerschaft ein Klumpfuss festgestellt worden sein, beraten wir Sie gerne in unserem interdisziplinären Team von Kinderorthopäden, Gynäkologen und Ultraschallspezialisten.

 

Grundprinzipien der Klumpfussbehandlung

Das Ziel der Behandlung ist es

• den Fuss in eine normale Stellung zu überführen (Redressionsphase) und

• die erreichte Korrektur zu halten (Retentionsphase)

 

Wann soll am besten mit der Therapie begonnen werden?

Unmittelbar nach der Geburt werden Neugeborene in der Regel von einem Kinderarzt untersucht. Bestätigt sich die Diagnose von Klumpfüssen nimmt entweder der Kinderarzt oder die Eltern Kontakt mit uns auf.

Die Behandlung muss nicht unmittelbar sofort nach der Geburt aufgenommen werden. Wir empfehlen jedoch innerhalb von 7-14 Tagen nach der Geburt mit der Gipstherapie zu beginnen.

 

Wie werden Klumpfüsse behandelt?

Klumpfüsse werden in der Regel konservativ, d.h. ohne Operation behandelt. Der erste Teil der Behandlung ist die sogenannte Gipsredressionstherapie. Hierbei werden die Füsschen jede Woche sanft manipuliert und Schritt für Schritt Richtung Normalstellung gebracht. Hierfür sind wöchentliche Gipswechsel notwendig.

Der internationale Goldstandard in der Behandlung von Klumpfüssen ist die Ponseti-Methode. Durch Manipulation und wöchentliche Neuanlage der Gipse wird die Korrektur der Fehlstellung erreicht. Die meisten Fälle von angeborenen Klumpfüssen bei Kleinkindern können mit diesem Verfahren innerhalb von 5-7 Wochen korrigiert werden. In etwa 80% der Fälle wird nach der redressierenden Behandlung ein kleiner ambulanter Eingriff notwendig um die Achillessehne zu verlängern.  Anschliessend wird für weitere 3 Wochen ein Gips angelegt, um die Achillessehne in korrigierter Stellung zur Ausheilung zu bringen.

 

Da der Klumpfuss auch nach der Korrektur im Laufe des weiteren Wachstums wiederauftreten kann, muss dies durch die sog. Retentionstherapie verhindert werden. In der Regel werden hierfür sogenannte Fuss-Abduktionsschienen verwendet. Diese kommen sowohl beim einseitigen als auch beim beidseitigen Klumpfuss zur Anwendung. Die Schienen bestehen aus Schuhen, welche über einen Mechanismus (ähnlich einer Skibindung) auf einer justierbaren Schiene befestigt werden. Dadurch werden die Füsse in optimaler Stellung gehalten. Zu Beginn werden in den ersten 3 Monaten die Schienen für 23 Stunden am Tag getragen. In dieser Zeit sollten die Schienen nur zur Körperpflege abgenommen werden. Danach sollte die Schiene bis zum Erreichen des 4. Lebensjahres nur noch nachts getragen werden. Der Grossteil der Kinder toleriert dieses Vorgehen sehr gut. Das Tragen der Schiene behindert die Entwicklung lhres Kindes bezüglich Sitzen, Krabbeln und Laufen nicht. Sollte Ihr Kind die Abduktionsschienen nicht tolerieren, finden wir stets eine individualisierte Alternativlösung.

 

 

Der komplexe Klumpfuss

Etwa 5-10% der Kinder, die mit einem Klumpfuss geboren werden, weisen sehr steife, kurze und plumpe Füsse mit festen verkürzten Bändern auf. In diesen Fällen kann gelegentlich durch Manipulation und Gipsbehandlung nicht der gewünschte Behandlungserfolg erreicht werden. Diese Kinder müssen operiert werden, wenn durch die konservative Behandlung keine Besserung erzielt werden konnte

 

Langfristige kinderorthopädische Kontrollen

Um das Wiederauftreten eines Klumpfusses früh zu erkennen, begleiten wir unsere Patienten während des gesamten Wachstums.

 

 

 

Häufige Fragen:

 

Wie sieht die Zukunft für Kinder mit Klumpfüssen aus?

Nach erfolgreicher Ponseti-Behandlung werden die meisten Kinder eine weitgehend normale Fussform haben. Klumpfüsse bringen jedoch Ihre Eigenschaften mit sich, die ein Leben lang erhalten bleiben, aber keine Beschwerden verursachen müssen. Beim einseitigen Klumpfuss ist der betroffene Fuss oft etwas kürzer als der normale Fuss. Auch beobachtet man regelmässig, dass die Unterschenkelmuskulatur auf der betroffenen Seite schmächtiger ist. Diese Unterschiede verursachen in der Regel keine Probleme.

Wird mein Kind später Laufen lernen als andere Kinder?

Gemäss wissenschaftlicher Literatur und unserer eigenen Beobachtungen lernen Kinder mit Klumpfüssen nicht später Laufen als gleichaltrige Kinder ohne Klumpfüsse

 

Wird mein Kind spezielle Schuhe tragen müssen?

Ziel der Ponseti-Methode ist eine normale Fussform und Funktion, um lebenslang das Tragen normaler Schuhe zu ermöglichen. Dies gelingt in den meisten Fällen. Gelegentlich sind Einlagen oder Veränderungen am Schuhwerk notwendig.

 

Was geschieht, wenn es im Verlauf zu einem Rezidiv kommt?

Sollte sich bei Ihrem Kind zeigen, dass einzelne Komponenten des Klumpfusses wieder auftreten sind oder nicht vollständig korrigiert werden konnten, muss entschieden werden ob weiter konservativ oder operativ vorgegangen werden kann. Auch im jungen Kindesalter (bis mindestens 4 Jahre und auch danach) können erhebliche Korrekturen durch die Gipsredression erreicht werden.

Sollte durch die nicht-chirurgische Behandlung nicht ausreichen um die Fehlstellung zu korrigieren, sind möglicherweise zusätzlich operative Massnahmen notwendig. Die jeweilige Prozedur und das Ausmaß der Operation wird von der Art und dem Ausmaß der Fehlstellung abhängen und ist daher stets individuell zu entscheiden.

 

Gibt es auch andere Behandlungsmöglichkeiten?

Neben der genannten Methode nach Ponseti gibt es auch alternative Verfahren wie z.B. die Methode nach Bonnet-Dimeglio. Gerne beraten wir Sie in einem persönlichen Gespräch, um Ihnen die Unterschiede der einzelnen Methoden, sowie die jeweiligen Vor- und Nachteile zu erläutern.

 

Welche Gipse werden verwendet ?

Wissenschaftliche Studien, die unterschiedliche Gipsmaterialien verglichen haben zeigen im Wesentlichen, dass die Behandlungsergebnisse im grossen und ganzen unabhängig vom verwendeten Material sind. In unserer Klinik verwenden wir statt dem traditionellen Weissgips, moderne Kunststoffgipse (Softcast). Diese haben gegenüber dem Weissgips den Vorteil, dass sie leichter sind und auch leichter abgenommen werden können. Um die Korrekturen zu erreichen und das Rutschen des Gipses zu vermeiden ist es notwendig, den Oberschenkel in den Gips miteinzuschliessen. Das Knie wird dabei in 90° Beugung in den Gips miteinbezogen. Entgegen der Bedenken vieler Eltern werden die Gipse von den Kindern in der Regel gut toleriert.

 

Praktische Tipps für Eltern:

 

Was muss beim Umgang mit den Gipsen beachtet werden?

1. Kontrollieren Sie die Durchblutung des Fusses nach jeder Gipsneuanlage. Die Zehen sollten stets rosig und gut durchblutet sein. Sollten die Zehen weisslich oder bläulich verfärbt oder kalt sein, sollten die Eltern den Gips selbständig entfernen und sich bei Bedarf beim Arzt bzw. der Notfallstation melden.

 

2. Der Gips sollte stets sauber und trocken gehalten werden. Verwenden Sie Einmalwindeln mit elastischen Bündchen, um Verschmutzungen zu vermeiden. Das obere Gipsende sollte daher ausserhalb der Windel sein. Sollte es zu Verschmutzungen kommen oder der Gips feucht werden, können oberflächliche Verunreinigungen mit einem feuchten Tuch entfernt werden.  Feuchte Gipse sollten durch die Eltern abgenommen werden und Kontakt mit dem behandelnden Arzt aufgenommen werden.

 

3. Die Zehen sollten im Gips immer gut sichtbar sein.  Sind die Zehen im Gips nicht mehr oder kaum mehr sichtbar, ist dies ein Zeichen, dass der Gips gerutscht ist. Dies führt dazu, dass der Fuss nicht mehr in der richtigen Stellung ist und sekundäre Probleme auftreten können. In diesem Fall sollten die Eltern den Gips selbständig entfernen und sich beim behandelnden Arzt bzw. der Notfallstation melden.

 

4. Sollten nach der Gipsabnahme Druckstellen beobachtete werden nehmen Sie bitte Kontakt mit dem behandelnden Arzt auf.

 

 

Tipps für den Umgang mit den Ponseti-Schienen

 

1. Nach der Erstanpassung der Schuhe sollten diese zunächst stündlich ausgezogen werden, um die Füsschen auf etwaige Druckstellen zu kontrollieren. Rötungen, die in kürzerer Zeit wieder verschwinden, stellen kein Problem dar. Wenn Druckstellen oder Blasen auftreten, sollten die Schuhe nicht mehr angelegt und ihr Arzt oder die Notfallstation kontaktiert werden.

 

2. In den Ponseti-Schuhen werden am besten Baumwollstrümpfe getragen. Die Strümpfe sollten nicht zu gross sein und keine Stickereien oder störenden Nähte aufweisen. Beim Anziehen der Schuhe sollten Falten glatt gezogen werden, damit keine Druckstellen entstehen.

 

3. Die Ponseti Schuhe werden wie normale Schuhe angezogen. Der mittlere Verschluss sollte zuerst angezogen werden, um sicherzustellen, dass die Ferse gut die Sohle berührt.

 

4. Sollte Ihr Kind immer wieder aus dem Schuh rutschen, sitzt dieser gewöhnlich zu locker. Die Verschlüsse sollten dann versuchsweise fester angezogen werden.

 

5. Kontrollieren sie die Schuhe anfangs mindestens 2 mal pro Tag, um keine Druckstellen zu übersehen.

 

6. Der Erfolg der Klumpfussbehandlung hängt in wesentlichen Teilen von der Mitarbeit und Konsequenz der Eltern ab. Seien Sie beim Anziehen der Schiene konsequent. Machen Sie die Schiene zur Routine. Wenn Ihr Kind sich früh an regelmässige Abläufe gewöhnt wird, wird das Tragen der Schiene ebenso zur Routine, wie z.B. das Zähneputzen oder das Anlegen des Pyjamas.

 

Allgemeines:

 

Ist spezielle Kleidung notwendig?

Während der Gipstherapie können Strampler in der Regel problemlos über die Gipse gezogen werden. Spezielle Kleidung ist nicht notwendig. Wenn später die Schienen getragen werden bewähren sich statt Stramplern normale Hosen und dünne Baumwollstrümpfe ohne Stickereien. Stickereien oder auftragende Nähte an den Socken können potientiell zu Druckstellen führen und sind daher weniger geeignet.

 

 

Weitere Informationen zu Klumpfussbehandlung nach Ponseti:

 

http://global-help.org/products/clubfoot_ponseti_management

 

Kinderbuch über das Tragen der Nachtschienen:

My Clever Night Shoes

 

 

Sollte bei Ihrem Kind bereits während der Schwangerschaft ein Klumpfuss festgestellt worden sein, beraten wir Sie gerne in unserem interdisziplinären Team von Kinderorthopäden, Gynäkologen und Ultraschallspezialisten.

Kinder- und Jugendorthopädie

Dr.med. Bernhard Speth

KSA am Bahnhof

Bahnhofplatz 3c

5000 Aarau

 

Tel. 062 822 23 04 

Telefonzeiten: Mo- Fr 9-12 Uhr, Di + Fr 13-16 Uhr

Email: info.kinderortho@hin.ch

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